DIE  SCHAMANISCHE  EXTRAKTION


SCHAMANISCHE EXTRAKTION UND DIE TUNNEL-REISE

 

Auch die Extraktion zählt zu den schamanischen Heilzeremonien. Bei der Extraktion geht der Schamane ganz traditionell auf die Suche nach den spirituellen Ursachen eines körperlichen oder seelischen Leidens.

 

In der Praxis hat es sich bewährt, bei der Extraktions-Methode zunächst eine sogenannte "Tunneldiagnose" durchzuführen. Traditionell liegen Schamane und Klient nebeneinander, sie berühren einander an Schulter, Handkanten oder Hüfte sowie den Fußknöcheln.

 

Die zwischen beiden Körpern verlaufende Linie ist die Aura, die energetische Ummantelung und spirituelle Schutzhülle des menschlichen Körpers. Diese wird in dem hier beschriebenen schamanischen Verfahren als Tunnelwand wahrgenommen, an welcher der Schamane unter der geistigen Führung seiner Spirits entlang reist. Die Tunnelwand (die Aura des Klienten, der Klientin) wird nach eingedrungenen Fremdenergien untersucht. Auf diese Weise werden Informationen über spirituelle, energetische Ursachen der vom Klienten geschilderten Beschwerden eingeholt. 

 

Abbildung: Photographie während einer Höhlenwanderung (Ostern 2019), aufgenommen von:DIE FREIE SCHAMANIN.

Die Phototgraphie der Oberfläche einer felsigen Höhlenwand wurde hier mit aufgenommen, da sie nach Ansicht der Verfasserin sehr gut veranschaulicht, wie die Tunnelwand auch auf einer schamanischen Extraktionsreise wahrgenommen werden kann: nämlich als Entsprechung aus der "realen Welt". Vgl. auch die Photographie weiter unten auf dieser Seite.

 

 

Die Schamanin verharrt abgeschirmt in innerer Stille und Dunkelheit. Ihr innerer Pfadfinder geht auf geistige Suche, tastet die als Tunnelwand visualisierte Trennlinie zwischen sich und Klienten ab, betrachtet sorgfältig die Oberfläche der Wand, die Beschaffenheit der Aura, und identifiziert die sich möglicherweise darauf und darin materialisierenden (und belastenden) Energien. Nicht selten zeigen sich in der Tunnelwand Eingänge, Öffnungen, Türen; und es kann angezeigt sein, diese zu öffnen und zu prüfen, ob sich Fremdenergien dort verortet haben. 

 

Die Formen, in denen sich Fremdenergien zeigen, entsprechen denen unserer realen Welt. Es mag seltsam, fremd und dem einen und anderen Interessierten schwer vorstellbar erscheinen, dennoch wird von schamanisch Tätigen - unterstützt von der Literatur der schamanischen Feldforschung - immer wieder bestätigt, dass diese Energien dem inneren Auge erscheinen können als:

 

  • Insekten (Spinnen, Raupen, Käfer, Fliegen, etc.)
  • Gegenstände (Metall- oder Holzteile, Werkzeuge, alle Arten von Waffen, Messer, Drähte, Drahtknäule, Röhren, Eisenstangen, Hammer, Holzpflock, Ketten, Rüstungen, u.a.)
  • Moder, Schlamm und Schmutz, Verkrustungen
  • Pocken, Pusteln, Blasen
  • intensive, aggressive oder fahle Farben von Krankheit
  • Aufzählung: Paul Uccusic, Der Schamane in uns. Schamanismus als neue Selbsterfahrung, Hilfe und Heilung, 1991 Ariston Verlag Genf, S. 89 ff)

 

Die Schamanin wird nun den Eindringling so genau wie möglich analog im Körper des Klienten lokalisieren, um ihn im nächsten Schritt zu extrahieren.

 

Extrahieren bedeutet hier: die "Fremdenergien abschöpfen oder herausziehen" und "den inneren Ort reinigen". Mit Hilfe der schamanischen Extraktion wird die energetische Ordnung und Harmonie im Organismus wieder hergestellt.

 


Abbildung: Photographie während einer Höhlenwanderung (Ostern 2019), aufgenommen von: DIE FREIE SCHAMANIN.

Auch diese Photographie der Oberfläche einer felsigen Höhlenwand mit Blick in einen engen Felsenspalt zeigt anschaulich, wie die "schamanische Tunnelreise" in der "Anderwelt" analog zur Realität erlebt werden kann: Der Schamane reist in die Untere Welt, steigt geistig-visionär in die Höhlenwelt (in diesem Falle: in den Körper des zu Behandelnden) hinab. Der Felsenspalt steht für die Trennlinie zwischen Schamanen und Klienten. Was sich bei der geistig-visionären Erkundung der Oberfläche der Tunnelwand (diese steht für die Aura des Klienten) auf dieser wiederum zeigt, kann Hinweise geben auf die energetischen Ursachen der beklagten Beschwerden und die notwendig folgende schamanische Behandlung.

 


 

VARIANTE 1  |  Liegend

In schamanischer Tradition liegen Klient und Schamane nebeneinander, Handseiten und Hüfte und Fußknöchel berühren einander. Der Schamane vertieft sich und reist an der Tunnelwand (Aura) entlang, sucht nach Veränderungen in der Wand, nach energetischen Eindringlingen, die dort nicht hingehören und energetisch entfernt werden sollen.

Der Vervollständigung und Besonderheit halber soll hier erwähnt werden, dass es sich bei der Schamanischen Tunnelreise auch um eine Reise in den sogenannten Inneren Raum einer Person handeln kann. Es ist weder ungewöhnlich noch selten, dass sich in der "Tunnelwand" ein Eingang zu erkennen gibt. Die Erfahrungen der Praxis lehren, dass es sich bei dem dahinter liegenden Raum um den "Inneren Raum" eines Menschen handeln kann. Um einen Heiligen Raum. Und dieser Heilige Innere (Innerste) Raum mag dem Schamanen auf seiner Reise vielleicht in Erscheinung treten als ein spiritueller Raum aus Gestein in Gestein oder vielleicht auch als ein weites erhabenes Universum - oder in einer anderen, immer sehr individuellen und ehrwürdigen Form und Gestalt.

 

 

VARIANTE 2  |  Liegend-Sitzend

Eine Variante der Tunneldiagnose ist das Sitzen des Schamanen neben dem liegenden Klienten zur schamanischen Erkundung. Eine speziell angefertigte Schamanische Gesichtsmaske kann ihm zur Fokussierung auf die inneren Bilder bei abgedunkeltem Gesichtsfeld dienen. Er separiert sich damit von der Umwelt, geht tief in das Innere, ist konzentriert, kann Bilder empfangen. Die aufrecht sitzende Haltung ermöglicht einen anderen Blickwinkel auf das Geschehen und Bewegungsfreiheit. Das Eintauchen der Hände in ein Gefäß mit Wasser verbessert -durch die Leitungsfähigkeit von Wasser- den Kontakt zwischen Schamanen, Klienten und den spirituellen Verbündeten.

 

 

VARIANTE 3  |  Sitzend

Schamane und Klient sitzen einander gegenüber, der Schamane kann bei Bedarf aufstehen und um den Klienten herumgehen und mittels seiner seherischen Fähigkeiten die Eindringlinge erspähen, identifizieren und extrahieren. Das Tauchen der Hände in ein Gefäß mit frischem Wasser verbessert grundsätzlich den spirituellen Kontakt zwischen Schamanen, Klienten und Geistern. Dies resultiert aus der molekularen Anziehung und der thermischen und elektrischen Leitungsfähigkeit von Wasser. Auch das "Umwandern" des sitzenden Klienten mit der schamanischen Trommel oder Rassel bzw. Räucherstoff durch den Schamanen findet hier seinen sinnvollen und geeigneten Platz.

 


Von links: Trommelschlägel (Unterbein und Huf eines junges Rehs) |  2 Saugrohre von unter-schiedlicher Größe | aufgenommen von: DIE FREIE SCHAMANIN
Von links: Trommelschlägel (Unterbein und Huf eines junges Rehs) | 2 Saugrohre von unter-schiedlicher Größe | aufgenommen von: DIE FREIE SCHAMANIN

Extraktions-Variante: schamanische "Saug-Extraktion"

 

Es soll an dieser Stelle noch eine weitere Variante der Extraktions-Methode kurz dargestellt werden. Es handelt sich um die schamanische "Saug-Extraktion".

 

Nach Identifizierung des "energetischen Eindringlings" kann dieser mit den Händen und/oder mittels der Extraktionsrassel energetisch entfernt oder auch mit einem Saugrohr herausgesogen werden. In der linken Abbildung sind zwei Bambusrohre auf Tierfellen zu sehen; mit dem rechten kleineren Rohr kann filigraner extrahiert werden. Ebenso können fehlende Energien punktgenau zugeführt werden. 

 

Essie Parrish, eine Saug-Schamanin der POMO-Indianer, entfernte Krankheiten mit einem Finger ihrer Hand. Ihr Werdegang zur Schamanin findet sich unter dem folgenden Link "Praxisbeispiel 3".