E X T R A K T I O N 


PRAXISBEISPIEL 4:

"EXTRAKTION EINES EINGEDRUNGENEN TIERGEISTES UND SEINER SPEZIFISCHEN KRÄFTE"

  

Das Praxisbeispiel möchte das Phänomen der "inneren Schau" bzw. des "energetischen Sehens" bei schamanischen Trance-Reisen näher betrach-ten und eine Form der schamanischen Extraktion eingehender darstellen.

Daneben geht das Praxisbeispiel der Frage nach, ob eingedrungene Energien eines Tiergeistes, welcher auch eines der Krafttiere des Schamanen darstellt, aus dem Körper eines Klienten extrahiert werden können, ohne dabei die Würde des Tiergeistes zu verletzen und damit die schamanische Verbindung zwischen diesem und dem Schamanen zu gefährden oder zu lösen.

 

 


PRAXISBEISPIEL

Diese Sitzung wird mit der expliziten Erlaubnis der Klientin aufgezeichnet und wiedergegeben, inhaltlich jedoch in einigen Passagen modifiziert, um ein mögliches Wiedererkennen zu verhindern.

 


 

Vorgespräch

Die Klientin ist in den Vierzigern, Ehefrau und Mutter, berufstätig. Sie macht einen körperlich fitten, stabilen und auch überhaupt energischen Eindruck auf mich. Sie berichtet, dass der jährliche Check-up bei ihrem Hausarzt wie immer -so auch in diesem Jahr- "perfekte Ergebnisse" aufweise, und sie sich grundsätzlich gesund fühle. Sie habe sich auch noch nie in einem depressiven Zustand befunden. Dennoch habe sie den Eindruck, dass sie sich "seit längerer Zeit immer wieder verwickele und verstricke".

 

Befragt, was "verwickeln und verstricken" für sie bedeute, und ob sie ein Beispiel nennen und den Zeitrahmen näher eingrenzen könne, sagt sie: "Früher ging das so: Ich hatte ich ein Ziel, machte mir einen Plan zur Erreichung und führte ihn durch, bis das Ziel erreicht war. So -." Dabei macht die Klientin eine Handbewegung, die darauf hindeutet, dass die Sache für sie in einem Handstreich erledigt war. "Heute", fährt sie fort, "habe ich einen Korb voller Ideen, doch der Korb wird immer voller, denn keine davon setze ich ernsthaft um. Ich beginne mit Eifer und münde dann schließlich in der Erkenntnis, dass jede Idee eine Art Wollknäuel ist, dessen Faden sich verheddert hat. - Ich habe dann das Bild vor Augen, als würde ich selbst in diesem Korb eingeknäuelt sitzen."

 

Sie schaut mich an. Fragend. Sagt noch: "Mein Mann kann es nicht mehr hören und erklärt, ich solle dann eben die Fäden, in denen ich sitze und die mich binden, durchschneiden. Das hätte ich früher schließlich auch gemacht. Ich solle nur mal an "unsere Problemzeit" vor ein paar Jahren denken... Da wäre ich ja auch nicht so zimperlich gewesen." Ihre Stimme klingt nun strenger.

 

Die erwähnte "Problemzeit" aufnehmend, möchte ich wissen, wann diese war, und was es damit gegebenenfalls auf sich hat. Die Klientin erwidert, dass sie und ihre Familie vor ein paar Jahren eine Zeitlang im Ausland gelebt hätten, dass dies in ihren Augen jedoch eher Experimentalcharakter gehabt habe. Sie habe die Sache dann "unterbunden", und die Familie sei geschlossen wieder nach Deutschland gekommen. - Das aber habe heute keine Relevanz mehr, und sie sei auch nicht bereit, weiter darüber zu sprechen. Für sie sei diese Lebensphase abgeschlossen - und ebenso für ihren Mann. Sie sieht mich ernst und bestimmt an, und ihre Lippen verschließen sich. 

 

 

 

 

 

 

Schamanische Tunnelreise - Stationen des Extraktions-Rituals

Ich gebe zu verstehen, dass ich keine psychotherapeutische Praxis führe, in der das Sprechen des Klienten möglicherweise unerlässlich wäre, und schlage ihr stattdessen den schamanischen Weg vor, für den sie auch zu mir gekommen ist: Ich möchte mir mittels der "schamanischen Tunnelreise" zunächst einen Eindruck von ihrer inneren Landschaft und dem energetischen Zustand machen und erkläre ihr dazu kurz die Stationen, über die sie, wie sie erwähnt, nach Besuchen auf dieser Website im Grundsatz auch schon informiert ist (vgl. hierzu das linke Menüfeld unter Punkt 3| Schamanische Heilweisen - Extraktion):

 

  1. SCHAMANISCHE TUNNELREISE: Die Schamanin begibt sich geistig-visionär in einen Tunnel zu der Trennwand zwischen Klienten und sich selbst, das heißt: Der innerer Pfadfinder geht auf die Suche nach der als Tunnelwand visualisierten Trennlinie zwischen sich und der Klientin, betrachtet sorgfältig die Oberfläche der Wand (Aura) und identifiziert -unter Hinzunahme der persönlichen Hilfsgeister- die sich darauf und darin materialisierenden Energien. In der visualisierten Tunnelwand können sich Öffnungen, Eingänge, Türen oder Ähnliches zeigen, an/in/auf/hinter welchen sich einflussnehmende (Fremd-)Energien verorten. Während dieser Sichtung erfolgt eine Abstimmung über das weitere Vorgehen mit den persönlichen Hilfsgeistern (z.B. zu Art und Form der Extraktion).   
  2. RÜCKSPRACHE MIT KLIENTIN: Rückkehr von der Tunnelreise in den Schamanischen Raum und kurze Besprechung des Gesehenen und Erfahrenen mit der Klientin sowie Abstimmung des weiteren Vorgehens.
  3. PAUSE: Kurze Pause für die Klientin.
  4. VORBEREITUNG EXTRAKTION: Während der Pause bereitet die Schamanin die Extraktion vor. Hierfür werden oft Materialien aus der Natur benötigt, in welche die zu extrahierenden Energien verbracht werden (Prinzip: "Ähnliches wird mit Ähnlichem beantwortet").
  5. EXTRAKTIONSVORGANG: Schamanisches Extraktions-Ritual zum Ausweisen störender Fremdenergien. 
  6. OUTDOOR RITUAL: In dem anschließenden gemeinsamen Outdoor-Ritual wird die Klientin die extrahierten Energien an einem Ort in der Natur platzieren und dorthin abgeben, der geeigneter ist als der menschliche Organismus. Dies ist ein jeweils sehr individueller, persönlicher Vorgang für den Klienten. 
  7. ENERGIEAUSGLEICH: Schamanisches Ritual zum Hereinrufen neuer Energie und Schließen der durch die Extraktion entstandenen Energielücken.
  8. NACHGESPRÄCH UND AUSSCHAU.
  9. NACHSORGE: individuell und in Absprache mit der Klientin.

 

 

 

 

 

 

 

SCHAMANISCHES SETTING

Die Klientin entscheidet sich für eine sehr traditionelle Form der Tunnelreise:

  • Klient liegt neben Trance-reisender Shamanin,
  • Schulter an Schulter, Handkante an Handkante, Fußknöchel an Fußknöchel.
  • Das sind die einzigen Berührungspunkte, es gibt sonst keine Form der physischen Berührung während einer schamanisch-sichtenden, liegenden Reise. 

Das Nebeneinander-Liegen mag vielleicht eine etwas sonderbare Vorstellung in heutiger Zeit sein. Die praktische Erfahrung aber zeigt, dass diese liegende Position beider beteiligter Parteien das energetisch-spirituelle "Sehen", das notwendige "Hineinsehen in den Körper" am effektivsten unterstützt und für Klienten ein fundiertes Ergebnis erzielt. Diese althergebrachte Form des Tunnelreisens wird auch heute an modernen Schamanischen Schulen -zu Recht- gelehrt.  

 

Daneben gibt es weitere Formen: das Neben-dem Klienten-Sitzen, auch verbunden mit "Handauflegen", um Energien aufzufangen, zu sichten, zu verstehen; das Um-den-Klienten-Herumgehen, ggf. mit Trommel, Rassel; u.a.

 

Voraussetzung aller Formen ist selbstverständlich immer die vorherige Verständigung zwischen Schamanisch-Behandelndem und Klienten. Keinesfalls ist es erlaubt, den Klienten/die Klientin zu überreden oder diese(n) im Verlauf der Sichtung vor vollendete Tatsachen zu stellen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

PROTOKOLL DES REISEVERLAUFS

Die Klientin nimmt Platz auf dem mit Kissen und Fellen ausgestatteten "Schamanischen Platz" im eigens dafür ausgestatteten Schamanischen Raum. Gemäß der oben dargestellten schamanisch-traditionellen "Liege-Technik" berühren Klientin und Schamanin sich an Schulter, Hand- und Fußgelenk. Hintergrund bilden der Rauch des reinigenden Weißen Salbeis und der Klang  der schamanischen Trommel. Die Schamanin geht -ebenfalls ganz traditionell- in den schamanischen Bewusstseinszustand, in Trance, und auf die Suche nach dem Ursprung des von der Klientin genannten Themas "verwickelt - verstrickt - eingeknäuelt". Im Hinterkopf behalte ich auch den Satz der Klientin hinsichtlich des Auslandsaufenthaltes mit Experimentalcharakter: "Die Sache habe ich dann unterbunden", was ebenfalls mit "binden"/"gebunden", also gegebenenfalls mit einem Faden, mit Fäden, mit Bindung/Ent-Bindung zu tun haben könnte. Alles, was mir auf er Reise begegnet, kann mit der Klientin selbst in Verbindung stehen; möglichweise finde ich den Weg in ihren Inneren Raum.

 

 

"Der Weg zeigt sich mir überraschend klar, er führt eine dunkle schmale Steintreppe hinab. Eine ganze Zeit geht es so hinab, es ist eine felsige, gleichförmig anthrazitfarbene Umgebung, es geht immer weiter und weiter hinab, minutenlang. Die Luft ist kühl, etwas feucht, steinig. Geduldig steige ich vorsichtig weiter Stufe um Stufe  hinab. Einen Moment lang denke ich daran, dass die Tunnelreise auch der Klientin einiges an Geduld abverlangt. Ich weiß aber auch, dass Klienten oftmals selbst ihre ganz eigenen Reisen unternehmen, parallel zum Geschehen.

 

Plötzlich stehe ich an einer langen rauen Felsenwand. Gefühlt befinde ich mich sehr weit unten in der Erde. Alles in mir ist ausgerichtet auf die möglichst genaue Sichtung dieser fremden Umgebung. Es ist sehr kühl, ich fröstele. Es ist beeindruckend schön, wie in einem Millionen Jahre alten Höhlenlabyrinth. Meinem Erleben nach, in dieser Trance, bin ich nicht mehr in dem Schamanischen Zimmer und neben meiner Klientin, sondern an einem fremden, weit entfernten anderen Ort. Ich liege auch nicht mehr, sondern bewege mich langsam, andächtig, vorsichtig an der Höhlenwand entlang, studiere ihre steinerne Beschaffenheit, ihre unterschied-lichen Farben, ihr felsiges Relief, ihre ursprüngliche Rauheit. Neben dieser Ur-Schönheit zeigt sich mir hier noch nichts Ungewöhnliches. 

 

Nach einer Zeit des geduldigen Weitergehens, Schauens, Beobachtens und Nachspürens bildet sich vor meinen inneren Augen eine Felsentür in der Wand; sie ist schwer, widersetzt sich einen Moment lang  meinem Versuch, sie zu öffnen - und dann stehe ich im Türsturz zu einem großen Raum: ein Onyx-farbener Felsenraum empfängt mich, edel, von schönem, glattem Stein, gefertigt aus sorgsam geschnittenen, tonnenschweren Felsenquadern, ordentlich über- und nebeneinander gesetzt. Ich bin ganz fasziniert von dieser dunklen, königlichen Welt mit dem verborgenem Glanz, die sich mir hier -in der absoluten Erdentiefe und Abgeschiedenheit- offenbart. Ich muss auch an die Seltenheit denken, in der echter Onyx zu finden ist.

 

Gebannt stehe ich in dieser Welt, vergesse die Kühle und das Frösteln; betrachte, finde mich ein in dieses nächtlich-strahlende Onyxdunkel, meine Augen gewöhnen sich nur langsam an diesen fremden Schein, da erspüre ich leise Bewegung, im Innern des Raumes vor mir.

Wie an einem unsichtbaren Band gezogen, ohne es wirklich zu wollen, bin ich plötzlich im Innern des Raumes. Und ich weiß, dass ich mich jetzt schützen sollte. Die Berichte der früheren Feldforscher des Schamanismus des 18./19. Jahrhunderts kommen mir in den Sinn: Schamanen, zeit- und weltreisend in einem einfachen Zelt, lassen sich von einem Helfer mit einem langen Seil draußen vor dem Zelt an einen Pflock in der Erde festbinden, damit sie in der Anderen Welt, die sie gerade bereisen, nicht verschwinden und sicher wieder zurückfinden. Als ich dieses zum ersten Mal las, musste ich schmunzeln über diese fast naiven Vorstellungen. Heute bitte ich einen Hilfsgeist an meine Seite, um mich vor den möglichen Gefahren zu schützen.

 

Ich starre hinein in diesen abgründigen Raum von dunklem schwarzen Edelstein, er scheint durchzogen von fast unsichtbarem silbernen Fadenreich, und ein seltsames Fluidum schwebt schwerelos oberhalb des Bodens, alles scheint in lautloser Bewegung. ... Und dann ... bin ich zutiefst erschüttert, als ich den Ursprung der schwingenden Sinneswahrnehmung erkenne: Es sind Spinnen. Hoheitliche, schwarze große Spinnen. Ich weiß, es sind weibliche Spinnen, und dieser Raum ist ihr Territorium. Sie haben es vor langer Zeit eingenommen und stillschweigend fortwährend besiedelt.

 

Und ich weiß unmittelbar: Dies hat einen gewichtigen Bezug zum Leben und zum Besuch der Klientin.

 

Unbewegt starre ich weiter in das Dunkel: Spinnen hängen groß und schwer an der Decke, in den Ecken, in ihrem dunklen Spinnenkleid sind sie kaum auszumachen vor und auf dem Stein. Manche sitzen in Quaderspalten, schauen aus tausend Augen in das Felsendunkel, silberne Fäden spiegeln sich in ihnen. Manche sitzen, hocken, hängen still, manche verharrend in sich lautlos wiederholender webender Bewegung. Manche haben dunkle Bündel vor sich, umklammern saugend ihre Beute. Andere bewegen sich auf hohen langen Beinen -hoheitsvoll und elegant- durch den Raum.

 

Wie geisterhafte Schatten gehen sie über und durch Wände. 

 

 

 

 

 

 

 

 

Spinnenkraft - Kraft und Macht der Spinne - Würde des Spinnengeistes

Die Klientin ist voll von Spinnen, voll von geballter Spinnenkraft, denke ich. Welch` eine machtvolle Szenerie. Ich bin tief beeindruckt und bewegt. Von der stillen und erhabenen Ordnung dieses Raumes, der stillen und erhabenen Ordnung der Spinnen, dem Mit- und Nebeneinander dieser Geisterwesen. Gleichwohl scheinen diese Wesen mit ihrem Eigenleben die innere Ordnung ihrer "Gastgeberin", der Klientin, zu beherrschen und nicht unerheblich zu stören.

 

Natürlich handelt es sich nicht um lebendige Spinnen im Körper der Klientin. Es handelt sich um besondere und starke Energien, die sich im Spinnengewand offenbaren und sich -aus welchem Grund auch immer- im Energiegewebe der Klientin befinden.

 

In stiller Kommunikation mit den schamanischen Helfertieren kommen die Bilder, wie die Spinnen(über)macht zum Verlassen des Raumes bewegt werden könnte.

  1. Eule bedeutet mir, dass sie und ihre Nachtwächterinnen dabei helfen wollen und die Spinnen eine nach der anderen mitnehmen werden.
  2. Parallel muss auch ein für die Klientin sichtbares wie glaubhaftes Ritual im Außen vollzogen werden. Hierfür soll ein Naturgegenstand gefunden werden, der die Spinne durch seine Ähnlichkeit oder Gleichartigkeit nachvollziehbar symbolisieren kann, und der dadurch überhaupt in der Lage ist, Spinnenenergien aufzunehmen. 
  3. Mittels dieses Naturgegenstandes und der Fähigkeiten der Schamanin werden die besetzenden Energien aus dem Gewebe extrahiert.
  4. In einem Outdoor-Ritual wird die Klientin den Naturgegenstand an den für sie richtigen Ort bringen, um die extrahierten Energien freizulassen und ihnen (den Spinnenwesen) ihren Platz in der Natur zurückzugeben. In diesem Vorgehen wird der Tiergeist Spinne mit besonderer Wertschätzung behandelt. Gleichsam hat die Klientin viel Raum, sich mit ihrer persönlichen Situation und Entwicklung zu befassen und sich zu befreien.

Auch wenn diese Vorgänge in "westlichen Ohren" naiv klingen mögen, so zeigt doch die Erfahrung, dass die benannten Erkenntnisquellen (Hilfsgeister) fruchtbar sind und diese Art von Ritualen vom Klienten als sehr entlastend empfunden werden.    

 

 

 

 

 

 

 

 

BESPRECHUNG

Die Klientin sieht mich fassungslos an, als ich ihr von der Reise zu dem inneren Raum und der Begegnung mit den weiblichen Spinnen berichte und sie frage, ob sie etwas mit diesem "Fund" anfangen könne.

 

Sie erwidert, dass sie das vollkommen verdrängt habe, und erzählt:

Damals in dem Jahr im Ausland habe sie sich oft vor den Tieren gefürchtet und sei entsprechend vorsichtig gewesen. Dann, kurz vor ihrer Abreise, sei sie von einem kleinen Tier, einer Spinne oder ähnlichem, gebissen oder gestochen worden. "Irgendwas Kleines, Schwarzes", aus den Augenwinkeln habe sie noch mitbekommen, wie es "herabgefallen und dann fortgewesen" sei. Sie habe auch dort am Boden nicht danach suchen können. Sie habe in dem Moment überhaupt nicht gewusst, wie ihr geschah. Es habe sehr geschmerzt, der Schmerz sei abwechselnd wie heiße Pfeile durch Finger und Hand und dann wie heißes Öl durch ihren Arm, durch ihre Nerven gelaufen. Seltsame Bilder und Gedanken seien ihr durch den Kopf gegangen, noch monatelang.

 

Sie lacht auf, als sie sagt: "Auch Monate danach hatte es sich angefühlt, als wäre dieses Gift noch in meinem Körper. Ich habe meine Familie damit wahnsinnig gemacht, ständig diese Schmerzen in dem Finger, dann in der ganzen Hand, in meinem Arm; das Gefühl, ich könnte die ganze Körperseite nicht mehr bewegen. Mein Mann war es, der schließlich meinte, ich wäre ja wohl "von dieser dämlichen Spinne vollkommen besessen!" - Wir waren natürlich beim Arzt gewesen, der hatte -klar- auch eine sorgfältige Wundversorgung vorgenommen und mir Tabletten mitgegeben, meinte aber auch, mehr könne man da im Moment nicht tun. Man solle das beobachten. Ich selbst habe dann daran gearbeitet, das einfach zu vergessen. Aber die Stelle tat weh und manchmal plötzlich auch der ganze Arm, so als würde das Gift noch immer dort langlaufen. Und sich verteilen in mir." Sie fröstelt und legt die Hände an ihre Oberarme. "Als würde das Gift... ja, als würde es wie Spinnen in meinen Adern und an den Nerven entlanglaufen." Sie sieht einen Moment zu Boden und schüttelt den Kopf.  "Ich war wie vom Donner gerührt, versteinert, als mich dieses Vieh biss. Ich wusste überhaupt nicht, wie mir geschah..."

 

Fast ungläubig schaut sie mich an und fragt: "Und Sie meinen, dass Sie das gesehen haben? Ich meine, dass Sie Spinnen in mir gesehen haben?" 

  

 

 

 

 

 

 

Schamanische Arbeit ist faszinierend. So wie emotionales Erleben, Lebenserfahrungen, Widerfahrnisse eines Menschen sich in dessen Mimik und Körperhaltung widerspiegeln können und von anderen im Außen manchmal wahrgenommen werden, so können sie auch auf Schamanischen Reisen (in der sog. "Zweiten Wahrnehmung") als Energien in der Aura einer Person oder ihrem Innern wahrgenommen werden.

 

Es sind keine lebendigen Spinnen, die sich im Körper der Klientin  befinden. Dennoch ist die Klientin kurz vor ihrer damaligen Abreise, die ein besonderes Moment ihrer Lebensgeschichte darstellt, da damit auch ein persönlicher wie gesamtfamiliärer Lebensabschnitt beendet werden sollte, mit einem starken spezifischen Spirit in Kontakt gekommen, dessen Energien sie im Zuge eines Bisses aufgenommen hat. Wie eine Person auf einen solchen Kontakt reagiert, ist sehr individuell und hängt unter anderem von der persönlichen Empfänglichkeit für fremde Energien bzw. dieser einen besonderen Energie ab. Die Klientin war -ohne es zu ahnen oder bewusst zu wollen- möglicherweise in den Lebensraum der Spinne eingedrungen und damit in gewisser Weise zu ihrer Angriffsfläche wie auch zum Oper deren dominanter Energie geworden.

 

 

 

 

 

Pause für die Klientin und Vorbereitung auf die Extraktion

Wir besprechen kurz das weitere Vorgehen. Ich schlage eine Ruhe- und Entspannungs-Pause für die Klientin vor, währenddessen ich einen gezielten Spaziergang von etwa einer Viertelstunde oder zwanzig Minuten mache, um einen Naturgegenstand zu suchen, der die identifizierte Besetzung der Klientin nachvollziehbar symbolisiert und die darauffolgende Extraktion, also das Herausziehen und Entfernen der Energien, sinnvoll unterstützt. Die Klientin ist einverstanden.                    

 

Während des Gehens vergegenwärtige ich mir noch einmal das auf der Reise Gesehene: die großen hoheitsvollen Spinnen, ihre Körper mit den langen Beinen, das dunkle geheimnisvolle Tiefengestein des Inneren Raumes. Von den Bäumen in der nahen Umgebung wähle ich die Kastanie und nehme vom Boden ein großes ausladendes Kastanien-Blatt auf, welches die Spinne symbolisieren wird. Daneben finde ich an dem kleinen See noch einen schwarzen glänzenden Stein, der die geschaute Lebensumgebung der Spinne darstellt. 

 

   

 

 

FORTSETZUNG FOLGT