Eine schamanische Reise zu den spirituellen Hütern meines Gartens


 

Beseelt und kommunikativ: Mutter Erde

Die Natur um uns herum ist lebendig, kommunikativ, seelenreich und sehr liebevoll. Sie reagiert auf uns als Menschen, auf unser Tun und unsere innere Haltung auf sie hin. Sie antwortet uns mit ihren ganz eigenen Gaben, mit kleinen Naturgeschenken.

 

 

Kleine Geschenke von Mutter Erde: Drei Beispiele

Eine große und eine kleine Taubenfeder

Hinten im Garten fand ich eine große wunderschön geformte Taubenfeder, und daneben eine zweite, kleine Feder, noch mit diesem flauschigen Daunen daran. Ich empfand es ganz spontan wie einen liebevollen Hinweis der Gartenseele, dass es den Tieren in meinem Garten gut geht, und dass das Füttern mit vielerlei Körnchen und Kernchen über Herbst, Winter und kühlem Frühjahr durchaus nützlich ist für sie, da das Nahrungsangebot in diesen Zeiten geringer ausfällt. Und dass es auch in diesem Jahr wieder Nachwuchs geben wird oder schon gibt und das Leben weitergetragen wird. Jeden Nachmittag kommt das Taubenpaar in meinen Garten, sozusagen zu "Kaffee und Kuchen", pickt gemeinsam die Körnchen auf, fliegt in die Birke, gurrt.

 

Drei Haselnüsse

An zwei Stellen im Garten, wo ich gerne sitze und lese, hatte ich mir über längere Zeit insgeheim einen Sonnen- und Sichtschutz gewünscht. Im Jahr darauf wuchs an beiden Stellen dichtes Buschwerk, eine Haselnuss gemeinsam mit einem Kirschlorbeer, so dass eine Seite immergrün ist. - Während der Vorbereitung auf eine schamanische Sitzung mit einer Klientin schenkte mir die Haselnuss zudem drei Haselnuss-Täschchen - sie waren neben mir mit einem lauten Knall einfach auf den kleinen Glastisch gefallen... Diese drei freien Wünsche gab ich natürlich an die Klientin weiter.

 

Spinnenmama

Zu einer anderen Zeit saß plötzlich eine große schwarze Hauswinkelspinne in meiner Badewanne neben dem Abguss. Als ich näher kam und sie sich bewegte, sah ich einen weißen Kokon, den sie an ihrer Unterseite schützend trug. Es rührte mich. Offenbar war der Abguss eine Art Ausgang , den die demnächst schlüpfenden Spinnen nehmen sollten. Ich legte drei lange schamanische Holz- und Wurzel-Stäbe in die Wanne und stellte ein kleines Gefäß mit Wasser daneben. Unmittelbar darauf hatte die Spinne zwischen den Stäben Platz genommen. Wann immer ich ins Bad trat und sie Geräusche vernahm, kam sie hervor. Wir traten in eine stille Kommunikation.

 

Tage später fand ich sie tot, wieder am Abguss, der Kokon neben ihr. Ich nahm sie und ihren Kokon und legte beide auf ein dickes Mooskissen aus meinem Garten, und zusammen mit den schamanischen Holz- und Wurzelstäben setzte ich sie auf den Tisch in eine windgeschützte Ecke. In einem Bericht über Vogelspinnen hatte ich einmal gesehen, dass diese großen Spinnen die Kokons mit den Spinnenkindern belüften, indem sie die Kokons vorsichtig nach allen Seiten hin ziehen. Entsprechend nahm ich also gelegentlich den kleinen Kokon und hielt ihn wärmend in meiner Handinnenfläche, rollte ihn leicht hin und her und zog sehr sanft daran: Wärme, Luft und zarte Lebensimpulse für die sich im schützenden Kokon entwickelnden kleinen Waisen. 

 

Wenige Tage später hatte ich das Glück, mitzuerleben, wie aus dem Kokon das erste kleine Spinnenkind "herausploppte". Genauso kam es mir vor: ein imaginiertes leises "Plopp", und eine Wabe des Kokons war aufgesprungen - ein neues Leben kletterte heraus. Bis zum Abend waren alle Spinnenkinder geschlüpft und bildeten eine rauchquarzhaft transparente Masse, die wie ein einziger Körper erschrocken zurückwich, wenn ich ganz vorsichtig mit dem kleinen Finger in ihre Nähe kam. Es war faszinierend anzusehen.

 

Am nächsten Abend waren alle Spinnenkinder fort, jedes in eine andere Richtung, jedes mit seinem kleinen eigenen Leben in sein eigenes kleines Leben hinein. Ich war sehr bewegt - und tatsächlich vermisste ich die Tierwesen jetzt. So entschied ich mich, den Rasen im Vorgarten zu mähen, um mich abzulenken. Der Mäher sprang an, ich legte los, und plötzlich knallte es - etwas Schwarzes sprang mich an. Ich war total erschrocken, schaltete den Mäher aus und suchte den Rasen ab. Zu meinen Füßen fand ich ein wurzelhaftes Stück Holz, nicht sehr groß, mit vielen wurzeligen schwarzen "Beinchen", einem Kopf und Körper. Ich war sprachlos: Es sah aus wie einen Spinne! Kein Zweifel, hier war wieder die Gartenseele am Werke und hatte mir eine Art Baumwurzel-Ersatz für die verstorbene Spinnenmutter und ihre in die Welt ausgeströmten Spinnenkinder geschenkt. Die dunkle Wurzelspinne wohnt noch immer bei mir.

 

Natürlich entspringt dies einem sehr individuellen - eben meinem spirituellen Erleben von Naturdingen, von denen ich die mich umgeben sehe. Von anderen Menschen weiß ich aber, dass sie Ähnliches erfahren und empfinden. 

 

 

Mit dem spirituellen Hüter des Ortes in Einklang leben

Es ist schön, mit den spirituellen Hütern der Erde in Einklang und Frieden zu leben. Mein Garten, dieses schöne Fleckchen Erde, ist ein Kraftplatz, an dem nicht nur ich, sondern auch die Tiere und die spirituellen Bewohner gerne leben sollen. Schamanen reisen in die Anderswelt und klären mit dem jeweiligen Geist (dem Hüter und Wächter eines Ortes, einer Landschaft, eines Berges oder einer Quelle), ob alles in Ordnung ist, die Beziehung zwischen dem Menschen und dem Geist stimmt, oder ob gegebenenfalls etwas geändert werden sollte. Der Schamane nimmt mit dem geistigen Hüter / der geistigen Hüterin direkt Kontakt auf. Er fragt ihn / sie: Was benötigt der Hüter, die Hüterin? Ist zum Beispiel etwas verunreinigt, muss etwas gesäubert werden? Sollte geräuchert werden? Hat die Seele des Gartens vielleicht einen besonderen Wunsch? - Und so wollte ich zum Hüter meines Gartens, zu den Gartengeistern reisen, um dies zu erfahren.

 

 

Reise zu den Geistern des Gartens - oder: Selbst "Geist" werden

Mittlere Welt-Reise

Für die schamanische Reise in die Untere Welt, also die Reise zu den Krafttieren, nimmt man zum Beispiel ein Wurzelloch als Eingang, eine Quelle oder einen See, oder einen anderen Zugang, mittels dessen man gut hinabreisen kann. Für die Reise in die Obere Welt, um beispielsweise den spirituellen Lehrer zu treffen, sucht man sich einen Zugang vielleicht vom Wipfel eines Baumes aus oder einer anderen hohen Stelle.

 

Für die Reise zum Hüter des Gartens bleibt man in der Mittleren Welt. Entsprechend verschloss die Eibe das Wurzelloch, und wie von Geisterhand wurde ich in den Garten zurückgezogen und am Boden festgehalten, so dass ich mich nicht mehr bewegen konnte. Ich fragte mich, warum nur die Naturgeister so grob waren. Was wollten sie von mir?

 

Geist werden - selbst Hüter werden

Ich spürte, wie im am Boden klebte, konnte mich nicht bewegen, die Geister ließen mich nicht. Ich fürchtete mich einen Moment lang. Doch plötzlich wurde mir klar, was zu tun war: Ich musste meine menschliche Hülle verlassen.

 

Der Mensch ist Körper, Geist und Seele. Und so trat ich als Geistwesen aus meinem Körper aus.

Es ging ganz leicht: Wie neblige Energie stob ich auf dieser schamanischen Reise aus meinem Kronenchakra; und in dem Moment, als ich meinen Körper verließ, kamen alle Geister aus ihren Behausungen, Büschen und Bäumen um mich hervor, neblige Geisterwesen, die aus Ästen, Zweigen und Blättern quollen. Es war eine riesige Freude! Als würden wir uns schon ewig kennen, erhoben wir uns gemeinsam in die Luft bis oberhalb des Hausdaches und tanzten umher, sausten kichernd durch die Lüfte, schauten uns von oben den Garten an. Die Naturgeister waren fröhlich, gemeinsam zogen wir zu der hohen Birke im Vorgarten. Wir fuhren in die Birke ein, wie nur Geistwesen es vermögen, und ich spürte, wie ich in die dünnsten Zweiglein der Birkin eindrang. Ich spürte plötzlich, wie Blättlein, winzige hellgrüne Birkenblättchen zu sprießen begannen. Der Baum atmete, ich atmete mit dem Baum, ich begann als dieser Baum zu atmen. Ich fühlte mich so jung und lebendig, die Blättchen entfalteten sich, wuchsen, der Baum in seiner Ganzheit wuchs weiter in die Höhe und weitete sich. Ich wuchs und weitete mich mit ihm.

 

Es war wunderschön, einzigartig. Dann stob ich heraus, tanzte auf dem Dach, übermütig jauchzend, ich wurde Haus- und Gartengeist, wurde selbst zur Hüterin des Gartens.

 

Dann zog ich mit den anderen Geistern am Haus entlang, befragte die Geister zum Wilden Wein an der Hauswand, wir schauten in verborgene Ecken, nach vereinzelten Gartenhaufen… Die Geister fühlten sich wohl, sie fanden es nicht schlimm, dass ein paar Häuflein Gartenabfälle hier und dort lagen, dass nicht alles so ordentlich geschnitten war; sie hatten viel Spaß hier auf dem Grundstück. Sie freuten sich vielmehr, dass ich die Vögel in Herbst und Winter immer fütterte, dass ich mich um alles sorgte und kümmerte, dass ich mit den Naturgeistern kommunizierte und erkannte, dass sie antworten. Sie freuten sich über die regelmäßigen Opfergaben, die ich an sie verteilte.

 

Wenn ich räuchern wolle, solle ich sie dazu einladen, meinten sie. Geisterzeremonien lieben sie sehr. 

 

 


Schamanismus: Hausapotheke

 

Es war eine wunderbare Erfahrung! Die Geister meines Grundstücks sind quirlige Wesen. Wir leben ganz offenbar in Harmonie miteinander. Es sind liebevolle Wesen, die hier alles bevölkern. Freundliche kluge Wesen, die gerne mit dem Menschen kommunizieren.

 

Ich musste auf dieser spirituellen Reise einmal meine menschliche Hülle verlassen, bevor ich die Geister sehen konnte. Ich wurde selbst Geist, weil mein ureigenes Wesen als Mensch Geist ist. Und ich wurde selbst zur Hüterin meines Gartens.

 

Und auch bei dieser Reise klang wieder das Thema „Wachsen“ an, im und mit dem Baum Blätter ausbilden, atmen und – in die Höhe und Breite wachsen. Das Wachsen genießen. Kindsein - Erwachsenwerden.

 

Schamanismus ist eben auch eine große Hausapotheke.