DIE KRAFTTIERE  -  ANIMAL SPIRITS


"Jedes Tier versinnbildlicht eine innere Kraft, die tief in jedem Menschen verborgen liegt, um entdeckt und im Einklang mit der geistigen Welt entfaltet zu werden. Es liegt an uns, diese Quelle der Weisheit fließen zu lassen und mit den Geistführern der Tiere in Verbindung zu treten."

Quelle: Jamie Sams und David Carson, "Karten der Kraft", Buchcover Rückseite


Das Krafttier ist eine unabhängige, spirituelle Wesenheit (Tiergeistwesen, animal spirit), die in verändertem Bewusstseinszustand und durch schamanische Techniken, wie der Krafttierreise oder dem Krafttiertanz oder auch durch gezieltes Träumen, gefunden beziehungsweise herbeigerufen werden kann. In der gemeinsamen Begegnung versorgt, unterstützt und begleitet das Krafttier den Menschen mit heilender Lebensenergie. Das unten unter GRIZZLY aufgezeigte Praxisbeispiel einer Krafttierreise zeigt, dass bereits eine solche erste Begegnung mit der Kraft eines Tierwesens von ungeheurer Tiefe, Intensität und bleibender Wirkung sein kann. Das liegt daran, dass das Krafttier „seinem“ Menschen zugewandt ist und ihn in Liebe annimmt, ihm seine bedingungslose Annahme durch sein Verhalten deutlich zeigt und ihm selbstlos von seiner Kraft abgibt. Es ist jene Liebe und Zuwendung, die vielen Menschen im Leben und in ihren Beziehungen fehlt. Daher hat eine Krafttierreise existenzielle Bedeutung und eine klar therapeutische Wirkung. Das Tiergeistwesen bleibt "seinem" Menschen ein Leben lang zugetan. Ist seine Kraft im Menschen anwesend und ausgeglichen, kann es sich zurückziehen, aber es bleibt der Verbündete, der jederzeit an- und herbeigerufen werden kann. Ein einmal zwischen Mensch und Tiergeist geschlossene Bündnis bleibt.

 

 

 

 

Das Krafttier / der Tiergeist vermag:

 

  • in und mit seiner Erscheinung jene Form von Energie sichtbar machen, die dem Suchenden zu seiner Gesundheit fehlt, und ihm etwas von dieser fehlenden Kraft schenken

  • dem Menschen Hinweise auf bestimmte schamanische Medizinen geben, welche er anwenden kann, um seine Gesundheit und sein Gleichgewicht wiederherzustellen

  • durch sein Verhalten Wege aufzeigen, wie und an welchen Orten besondere Medizinen und Energien zu finden sind, die zur Erreichung von Lebenszielen notwendig sind

  • überhaupt die persönliche und spezifische Vitalkraft oder Urkraft eines Menschen widerspiegeln und spezifische Eigenschaften einer Person bildlich darstellen

  • durch sein Verhalten aufzeigen, welche möglichen Konflikte in der betreffenden Person bestehen, die näher betrachtet, besprochen und bearbeitet werden können

  • trösten, ausgleichen, aufrichten, begleiten, beraten, heilen – und vielen mehr. Insofern treten Krafttiere als Kraftwesen, Heilerwesen und Berater des Menschen und noch einmal im Speziellen des Schamanen auf.  

  • Das Krafttier ist der Verbündete und Freund des Menschen, sein spiritueller Berater und sein Schutzgeist. In der Begegnung  mit dem Krafttier hat der Mensch Teil an der Weisheit, dem Potenzial und den Eigenschaften des Tierwesens, welches Mittler universeller Kräfte und der ganz speziellen und persönlichen Urkraft der einzelnen Person ist. Gleichwohl fließt dem Menschen in der Begegnung mit dem Krafttier nicht ausschließlich die Kraft des Tier-Individuums zu, sondern die Kraft seiner ganzen Art oder Gattung.

 

 

 

 

 

  • Das Krafttier selbst ist niemals krank oder schwach. Es kann sich aber in einem Zustand präsentieren, der Aufschluss darüber gibt, wie es um die Lebenskraft „seines“ Menschen bestellt ist. Dieses zu sehen und zu interpretieren, ist Aufgabe des gerufenen Schamanen. 

  • Nicht der Mensch entscheidet, welches Krafttier an seiner Seite ist, sondern die spirituelle Welt beziehungsweise das Krafttier als unabhängige und freie Entität selbst entscheiden sich für einen Menschen und erwählen diesen. Daher weiß der schamanisch Reisende vorher auch nicht, auf welches Tierwesen er treffen wird, wenn er sich zu seiner ersten Krafttierreise aufmacht. Er weiß in der Regel auch nicht, welchen weiteren Krafttieren er im Laufe seines Lebens tatsächlich begegnen wird. Gleichwohl können natürlich innere Wünsche oder Vorlieben im Menschen existieren, welche die Krafttier-Suche lenken. Und gelegentlich werden diese Bitten erhört, und es entstehen intensive „Wunschtier-Mensch-Beziehungen“ beziehungsweise Mitgliedschaften in Tierclans in der spirituellen Welt – und möglicherweise auch parallel in der sichtbaren Wirklichkeit.

  • Da das Tiergeistwesen den Menschen erwählt, und nicht umgekehrt, ist dieses Erwählt-Werden eine große Ehre. Kurt Fenkart weist in seinem Buch "Auch du bist ein Schamane. Vision. Seelenkraft. Heilung. Ansata Verlag 2011, S. 79ff. auf die Worte seines indianischen Lehrers Elk Heart hin: „Es entscheidet sich für dich, um dir zu dienen und dich aus der geistigen Welt heraus zu unterstützen. Ist das der Fall, dann stellt es dir seine gesamte spirituelle Kraft zur Verfügung. Du kannst dir das so vorstellen, dass es seine Energie auf dich überträgt und dir gibt, was du brauchst.“ 

 

 

 

  • Das Krafttier oder Tiertotem eines Menschen kann die Seele eines verstorbenen Tieres sein, das in einer anderen Welt lebt oder auf einer anderen Seins-Ebene weiter existiert und von dort aus dem Menschen hilfreich zur Seite steht.

  • In der schamanischen Kosmologie bewohnt das Krafttier den spirituellen Raum der „Unteren Welt“. Das Krafttier ist also ein Wesen der „Nichtalltäglichen Welt“ (NAW) oder der „Ander(s)welt“. Diese Untere Welt ist entsprechend auch der Zielort der Krafttierreise.

  • In der Vorstellungswelt indigener Kulturen kommt jeder Mensch mit einem oder mehreren ihm zugesellten Krafttier(en) auf die Welt. Wenn in unserer technologisch orientierten Welt eine Person erst einmal Kontakt mit seinem Krafttier aufgenommen hat, ist es gut, diesen Kontakt zu stärken und weiter auszubauen. Noch während der Reise kann das Krafttier zur Intensivierung des Kontaktes gebeten werden, mitzukommen in die normale Realität. Zur Bekräftigung und Vertiefung des Kontaktes ist es auch sinnvoll, sein Krafttier zu tanzen, also den Krafttiertanz zu tanzen. Als geistige Entität hat das Krafttier durchaus ein Interesse daran, auch am physischen Leben seines Trägers teilzuhaben, es erhält ein Gefäß, einen Körper.

  • Es ist möglich, mehrere Tiergeist-Verbündete zu haben; so ist immer jenes präsent, dessen spezifische schamanische Medizin benötigt wird. Eines der Krafttiere wird dann möglicher-weise eine Zeitlang auch in den Hintergrund treten und dem anderen den Vortritt lassen.

  • Schamanische Kulturen betrachten Mensch und Tier als miteinander verwandt. Medizinische Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass sich Mensch und Tier entwicklungsgeschichtlich sehr nahe stehen. Im Vergleich lassen sich die frühen Embryonalstadien des Menschen von denen der Amphibien, Vögel und Säugern kaum unterscheiden. Die Entwicklung der Föten reflektiert sozusagen einen „Schnelldurchlauf der Evolution“. Die wichtigsten Bauteile des Menschen finden sich bei einer Reihe von Tieren. Fundamentale genetische Informationen, die Entwicklung und Körperbau steuern, sind bei allen Lebewesen nahezu identisch.